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Sie ist neuapostolisch und fühlt eine Unruhe. Sie hat Zweifel. Sie erlebt eine Bekehrung!

Neuapostolische Kirche Ausstieg
Unruhe und Zweifel führen zur Bekehrung

Sally*

Einleitung

Sally ist neuapostolisch, fühlt aber eine Unruhe in ihrem Herzen und hat Zweifel ob die exklusiven Ansprüche der NAK berechtigt sind, sie erlebt eine Bekehrung und ihr Leben hat jetzt eine sinnvolle Richtung!  Eine erschütternder und zugleich mutmachender Bericht einer jungen Frau, die in die Neuapostolische Kirche hineingeboren wurde.

Mein Name ist Sally* und dies ist meine Geschichte:

Ursprünglich sollte ich ein Wunschkind, ein Junge namens David sein. Gott sei Dank bin ich weiblichen Geschlechts. Als Erstgeborene und als Einzelkind aufgewachsen war ich mit vielen Erwartungen und Geschenken gesegnet.

Wie viele andere ehemalige Mitglieder der Neuapostolischen Kirche bin ich in eine Familie hineingeboren worden, in der die NAK schon über mehrere Generationen die Glaubensgrundlage war und z. T. noch ist.

Gott musste mein Vater sein

Meine Eltern trennten sich kurz bevor ich mit 6 Jahren in die Schule kam. Für mich war das nicht nachvollziehbar. Mein Vater kümmerte sich nicht mehr um mich. Von einem Tag auf den anderen war er weg. Aus Trotz und Traurigkeit beschloss ich, dass Gott ab jetzt mein „Vater“ sein sollte. Ab dem Zeitpunkt hatte ich ein mal mehr, mal weniger intensives Glaubensleben. Ich hatte von Kindheitstagen an wunderbare Erlebnisse. Alpträume konnten mir ab einem überwältigenden Erlebnis mit einer Lichtgestalt nichts mehr anhaben. Ich wusste, dass Gott immer bei mir ist.

Ich war eine NAK-Musterkind

Natürlich musste ich diesem Erleben und der daraus resultierenden Dankbarkeit Ausdruck verleihen. Schon als Kind hatte ich eine gewaltige Stimme. Im Kinderchor war ich meist diejenige, die Solo singen sollte oder in einer Sologruppe mitsang. Das sollte sich mit Abschluss der Konfirmation noch verschärfen. Chor und Instrumentalgruppe waren ein unbedingtes Muss für mich. Ich kam Einladungen zu Chorproben und Chorgemeinschaften innerhalb der NAK gerne nach. Meine Woche war gefüllt. Jeden Tag war eine Chor- oder Instrumentalprobe! Das war kein Problem für mich. Trotz einer anstrengenden Ausbildung und eine Zeit als FSJler mit 8-12 Stunden Arbeit pro Tag hängte ich gerne noch Proben etc. hinten dran.

Keiner wusste, dass ich zu Hause gerne mal durchgeprügelt wurde

Aber noch einmal kurz zu meiner Konfirmanden-Zeit. Ich war immer eine Musterschülerin in der Kirche. Keiner wusste, dass ich zu Hause gerne mal durchgeprügelt wurde wegen minimalen Anlässen. Nach der Scheidung hatte meine Mutter mit mehreren Männern Verkehr. Alle waren durchweg nett, und ich war ihnen gegenüber kindlich aufgeschlossen. Wenn dann die Beziehung in die Brüche ging, verstand ich die Welt nicht mehr. Aber ich fragte auch nicht nach. Ich wollte meine Mutter nicht noch mehr Reizen, als sie es dann eh schon war.

Ich war ein Klotz am Bein

Als ich neun Jahre alt war, schien meine Mutter den Partner gefunden zu haben. Ich konnte ihn auch sehr gut leiden, sagte nach einiger Zeit – er blieb länger als die anderen – auch ‚Papa‘ zu ihm. Unsere Beziehung zueinander änderte sich jedoch schlagartig mit der Hochzeit. Zeitweise hatte ich den Eindruck, was sich Jahre später als richtig herausstellen sollte, dass ich unerwünscht und ein Klotz für meine Eltern war. Hätte ich nicht meinen Glauben, und meine Oma als geduldige Zuhörerin gehabt, wäre ich heute nicht mehr unter den Lebenden.

Erste Zweifel

Meine Konfirmanden-Zeit war spannend. Ich war diejenige, die viel gelobt wurde, weil ich mit Wissen etc. hervorstach. Jedoch kamen ein halbes Jahr vor der Konfirmation Zweifel. Ist das wirklich die richtige Glaubensgemeinschaft? Ist das alles richtig, was mir dort gesagt wird? Sind Menschen verloren, die nicht in der NAK sind? Natürlich sprach ich mit keinem über meine Zweifel. Zweifel sind schlecht und einer Sünde gleich.

Mein aufmüpfiges und respektloses Verhalten nach Außen ließen aber auch meinen Konfirmandenlehrer stutzen. Er musste mich von einer Freundin und teilweise von den anderen Konfirmanden wegsetzen, weil ich so negativ drauf war.

Mein Stiefvater bekam bald Amt und Würde. Er wurde erst Unter-, dann Diakon, später Priester. An dem ersten eigenen Kind arbeiteten meine Mutter und er stark. Kurz vor meiner Konfirmation war es soweit, und ich bekam einen kleinen Halbbruder. Wie stolz war ich, als ich den Zweitnamen festlegen durfte. Für mein Brüderchen war ich wie eine zweite Mutter. 

Ich war zu beschäftigt, um noch weiter darüber nachzudenken

Nach der Konfirmation war ich zu beschäftigt, um noch weiter darüber nachzudenken. Verschiedenste Dirigenten warteten auf meine Stimme, und so startete ein Leben mit einem gut gefüllten Wochenprogramm. 

Als ich mit 18 Jahren von zu Hause auszog, weil ich mit all den Repressalien von meinem Stiefvater nicht mehr zurechtkam und meine Mutter meist zwischen den Stühlen schier verzweifelte, festigte sich das Band zwischen meinem Bruder und mir noch mehr. Ich war die, zu der er aufschaute, und später eine Verbündete, eine Zuhörerin und Vertraute.

Allerdings kam ich dem Wunsch meiner Eltern, nach der Ausbildung doch endlich jemanden zu finden, zu Heiraten und sie zu Großeltern zu machen, nicht nach. Wie konnte ich Ihnen sagen, dass die schwierige und kranke Beziehung zu meinem Stiefvater mich alle Männer in die Schublade „eklig und nicht passend“ stecken ließ. Männer konnten mir nie etwas recht machen. Und da ich nur innerhalb der NAK Ausschau hielt nach jemand passendem, fand ich keinen, der meinen Ansprüchen gerecht werden konnte.

Ehemalige Zweifel kamen hoch

Im Glauben fragte ich mich oft, ob das alles sein soll. Richtige Glaubenskrisen, weil ich zweifelte, gab es mit 18 und 20 Jahren. Mit 22 Jahren, als ich gerade dabei war, nach Umschulungen im Internet zu schauen, stieß ich durch Zufall – ich gab Neuapostolische Kirche in die Suchmaschine beim Arbeitsamt ein- auf die Internetseite nak-info.de. Was ich dort las, verunsicherte mich. Da stand einiges, was kritisiert wurde. Ich verstand vieles nicht, ich war wie in einem Gedankenkonstrukt gefangen. Ehemalige Zweifel kamen hoch, aber die Angst, was die Lücke füllen sollte, hielt mich fest in der NAK verankert.

Wir redeten viel Über Glaubensthemen, hatten aber Angst

Mitten in die Zweifel hinein lernte ich meinen ersten Freund kennen. Er kam von außerhalb zum Studieren in meine Heimatgemeinde. Er war der NAK gegenüber kritisch eingestellt, kam aber nicht davon los, wegen der Tradition, die sie in seiner Familie – ganz wie in meiner – hatten. Wir redeten viel über Glaubensthemen, und diskutierten auch über einige Bibelstellen. Allerdings hatten wir beide Angst. Was kommt danach, was sagt die Familie, was sagen die Eltern?

Eine Freundin bekehrte sich

In dieser Zeit der Beziehung kam ich Gott durch Bibellesen wieder etwas näher. Sogar so nahe, dass Gott wieder zu mir für einige Bereiche meines Lebens sprach. Eine Freundin von mir bekehrte sich in demselben Zeitraum ‚zu Jesus‘. Sie krempelte ihr gesamtes Leben und ihre Familiensituation komplett um. Es war beeindruckend für mich zu sehen, wie schnell sie sich veränderte.

Jedoch war sie plötzlich nicht mehr davon begeistert, dass ich in einer Beziehung war. Ich bemerkte das erst gar nicht, aber in meinem Herzen sprach es auf einmal, dass ich zu ihr gehen, und sie zur Rede stellen sollte, und da bekannte sie mir alles, was sie dagegen vorzubringen hatte. Gleichzeitig sprach sie mir meinen Glauben ab, und als sie mir sagte, dass ich ja in einer Sekte sei, traf mich das mehr, als von anderen Leute, die mich vorher diesbezüglich angegriffen hatten. Ich wollte ihr beweisen, dass dem nicht so war, und ging zu zwei Evangelisationsveranstaltungen mit, zu denen sie mich einlud. Das war ziemlich befremdlich für mich.

Innerlich fühlte ich eine Unruhe

In diesem Zeitraum trennte ich mich von meinem Freund. Ich hatte schmerzlich erkannt, dass ich nur die zweite Wahl war, was mein Vertrauen in Männer nicht gerade besserte.

Innerlich fühlte ich eine Unruhe in mir, die ich nicht erklären konnte. Ich fing an ein „Gemeinde-Hopping“ zu veranstalten wie ich es nannte. Das hieß, dass ich in jede neuapostolische Gemeinde der nahegelegenen Hauptstadt mindestens einmal entweder am Sonntag oder am Mittwochs-Gottesdienst teilnahm. Ich dachte, dass ich vielleicht Abwechslung bräuchte, oder dass die Unruhe mit meiner Ursprungsgemeinde zusammen hing. Aber es füllte mich nicht aus.

Die kraftvolle Predigt eines Missionars

Dann folgte ich der Einladung der bekehrten Freundin, einen Gottesdienst von einem Missionar aus Afrika zu besuchen. Das kann ja nicht schaden dachte ich, und ging hin. Er predigte recht kraftvoll. Am Ende des Gottesdienstes rief er dazu auf, nach vorne zu kommen, sodass er für einen betet. Bei dem Prediger fühlte ich ein starkes Ziehen im Herzen, als würde alles in mir nach vorne wollen und nur meine Angst vor dem Unbekannten hielt mich auf dem Sitz.

Ich spürte den Zorn Gottes über die Neuapostolische Kirche

Schließlich konnte ich dem Drängen in meinem Herzen nicht mehr widerstehen und ging nach vorn. Dann betete der Prediger weiter in einer fremden Sprache. Der Übersetzer übersetzte aber von Englisch in Deutsch. Zeitgleich hatte ich ein Bild vor meinen geschlossenen Augen, es zeigte ein Kirchengebäude, darauf stand ‚N.A.K.‘, es stand in Flammen und ich konnte nicht sehen, ob es verbrennt. Darüber hinaus spürte ich den Zorn Gottes in diesem Bild. Dann wusste ich, dass es falsch ist in diese Kirche zu gehen. Nach diesem Erleben bat ich Gott um Vergebung, und Schutz für die, die darin sind. Ich bat ihn, mir dabei zu helfen die Wahrheit heraus zu finden. In eine NAK gegangen bin ich dann nicht mehr gegangen.

Ich verstand es zum ersten Mal

Auseinandersetzungen mit meiner Familie hatte ich dazu auch. Wir sprechen nicht mehr über all das, sonst endet das in Streit und getrennten Wegen. Kurze Zeit später lernte ich im Rahmen einer Umschulung eine junge Frau aus einer freikirchlichen Gemeinde kennen, die mit mir zusammen in der Bibel las. Ich verstand zum ersten Mal, dass Jesus nicht nur eine Figur in einer Erzählung aus der Bibel ist, sondern das er aktuell ist und etwas mit meinem Leben zu tun haben will.

Es gibt keine Heilsgewissheit à la NAK

Ich verstand die Sündenvergebung, die keine riesigen, aufwendigen Rituale und Zeremonien braucht, ich verstand, dass der Heilige Geist weht, wo er will und, dass ich schon Berührungen mit ihm hatte und, dass es keine Sicherheit à la NAK gibt. Damit meine ich, Taufe plus Versiegelung vom Apostel ist Errettung.

Ein Heilungsprozess setzt ein

Ich erkannte, dass ich verbittert gegenüber meinen Eltern war, dass ich viel zu vergeben hatte, vor allem mir selbst und ich kam in eine ungeahnte Freiheit hinein, die ich vorher niemals für möglich gehalten hatte. Mittlerweile bin ich so gesund, dass ich mit Männern Freundschaften haben und sogar Umarmungen von meinem Stiefvater zulassen kann. Mit Ängsten kann ich immer besser umgehen. Die Freude, Kontakt mit Ex-NAK‘lern und NAK‘lern zu haben und dabei meinen Standpunkt vertreten zu können und anderen Hilfestellungen geben zu können, ist groß.

Mein Leben ist jetzt sinnvoll und hat eine Richtung! 


*Die Namen und Orte wurden geändert!


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