Rainer Mietzelfeld
Rainer ist neuapostolisch und hat massive Probleme mit dem Alkohol, nur eine Bekehrung zu dem Herrn Jesus Christus bewirkt Heilung an Leib, Seele und Geist. Die Neuapostolische Kirche ist eher das Problem, als die Lösung. Ein packender Lebensbericht eines Menschen, der aus der Neuapostolischen Kirche ausgestiegen ist.
Lesen Sie Rainers persönliches Zeugnis und über seine Bekehrung zu dem Herrn und Heiland Jesus Christus.
Wie war es vor fast 2 Jahren, als mich die Liebe Jesu Christi endlich erreichte? Konnte man das, was bisher war überhaupt Leben nennen? War das alles nötig? 38 Jahre vergeblich gelebt? Heute, da ich nun ca. 20 Monate mit dem Herrn gehen darf, will ich einmal zurückschauen. Nicht im Zorn oder in Trauer über verlorene Jahre meines Lebens, nein, mit den Augen Jesus und geleitet durch den Heiligen Geist! Nicht etwa so, wie Jesus sagt: „Wer seine Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes“ – Luk. 9, 62.
Nein, die kommenden Zeilen sollen ein lebendiges Zeugnis der Taten und Verheißungen Jesus Christus von und für mein Leben sein. Und alles soll; Ja muss zur Verherrlichung seines Namens dienen. Diesem Namen, der über allen anderen Namen ist: „Jesus Christus“ – Apg 4,12.
Also mögen diese Aufzeichnungen als Schritt des Gehorsams und als Einlösung eines von mir gegebenen Gelübdes dienen. Denn nach dem ich die Liebe Christi ergriffen hatte, gab ich ein spontanes Gelübde. Das kann und will ich nicht für mich behalten!
„Und seid dafür Zeugen“ – Luk. 4, 48.
Vorab nun, wie auch oben angekündigt, ein Rückblick. Denn immerhin waren bis zu meiner Wiedergeburt aus Wasser und dem Geist (Joh. 3, 5) 38 Lebensjahre mehr oder weniger gelebt. Ich weiß noch, wie meine Einstellung kurz vor meiner Bekehrung war, 38 Jahre ins Klo, abziehen und tschüss, wertlos, Leben Ade!
38 Jahre Minderwertigkeit, Menschenfurcht, von der Meinung anderer abhängig, Fahne in den Wind hängend, Angst, das Leben läuft an mir vorbei. Kaputte Gefühle, auf der Suche nach Liebe, Liebe, Liebe. Keiner und nichts konnte meinen Liebeshunger ausfüllen, böse Welt. Nur ich bin gut, wenn mal alle so wären. Wenigstens einen Tröster habe ich gefunden. Alkohol! Gleich nach der ersten Begegnung mit ihm war ich abhängig. Ich setzte Alkohol ein, später auch Tabletten, Mutmacher, Problemlöser, Rosa Brille, Liebesersatz!
Mit 16 Jahren war ich schon abhängig, eher früher. Einen Monat nach meinem sechzehnten Geburtstag starb mein Vater im „Alter“ von 39 Jahren. Der Einzige und das Liebste was ich hatte. Auch er hatte, wie ich später erst merkte gelinde gesagt Alkoholprobleme. Ach, er war so herrlich schwach, die Mutter hatte zu Hause die Hosen an, was ich ihr damals sehr übel nahm. Ja, jetzt ohne Vater ging es rapide abwärts mit mir. Doch wie schon bis dato, schlängelte ich mich weiter so durchs Leben, wohl keinen Tag mehr ohne Stoff.
Mit ach und Krach habe ich meine Lehre abgeschlossen und den Bundeswehrdienst gemacht, geheiratet, zwei Kinder. Dreizehn verschiedene Arbeitgeber in 18 Jahren zeugen nicht etwa davon, dass ich Freiberufler war, nein, sie zeugen von Problemen und noch mal von Problemen. Alkoholkrank, unzuverlässig, müde. Nach der ca. 10. stationären Entgiftung gibt meine Frau auf, gedrängt von ihren Eltern und lässt sich von mir scheiden. Nach 10 Jahren Ehe. Weitere 20 Entgiftungen, eher noch mehr, zwei Langzeittherapien. Seit der ersten Entgiftung sind mittlerweile 8 Jahre vergangen. Ich bestehe nur noch aus Angst, Hölle pur, Angst, Tabletten, Angst, Alkohol, Angst, Angst vor der Angst, nicht das erste Mal Selbstmord-Gedanken.
Circa eine Woche bevor ich von Jesus hörte (Monika), wollte ich wirklich Schluss machen, Henkersmahlzeit, endlich eine kurze Straße, … Auto, …ängstliche Autofahrerin, … oh mein Gewissen!
Ja, und das alles, obwohl ich doch ein Kind Gottes war. Ja, ich wähnte mich ein Kind Gottes zu sein, versiegelt auf und mit dem Heiligen Geist. Ich war sicher, auf dem richtigen Weg zu sein. Seit ich denken kann, liebte ich Gott und mein Sehnen war schon als kleiner Junge: „Ich will dem Herrn, also Gott Vater dienen“, Menschen auf den einzig richtigen Weg führen. Eben, dass sie neuapostolisch werden, denn nur uns galt diese Verheißung.
„Ich werde wiederkommen und Euch zu mir nehmen.“ – Joh 14, 3
Welche Ehre, welche Freude musste es sein, ein Apostel des Herrn zu sein. Ich will hier nicht mehr näher auf die Lehre der NAK eingehen. Ich hatte jedoch weitgehend immer ein schlechtes Gewissen vor meinem Gott, so wie ich ihn vorgestellt bekommen habet. Mein lieber, gnädiger himmlischer Vater, der alle Macht nur den Aposteln gegeben hatte. Wenn mir am Sonntagabend eine Sünde bewusst wurde, musste ich mich bis zum nächsten Sonntag damit herumschleppen, bis der Priester wieder die Vergebung der Sünden im Auftrag eines lebenden Apostels aussprach. Nur ein Beispiel, wie sich immer diese Konflikte in mir abspielten.
Eines unserer meisten Gebete war doch: „Komm Herr Jesus, hole uns Heim!“. Oh, und was wäre, wenn er Dienstag kommt und am Sonntag wird mir erst wieder vergeben, dann bin ich vielleicht nicht dabei? Spannung, innere Zerrissenheit, komplexe, permanent schlechtes Gewissen vor Gott. Oh, welch ein verzerrtes Vaterbild. So recht nach den Vorstellungen des Widersachers. Apostel über alles. Jesus nur so am Rande. Mir war der Name Jesus jedenfalls nie etwas Besonderes. Obwohl ich Gott so liebte, preis den Herrn. Gott hat mein Herz gesehen und meine Aufrichtigkeit ihn zu finden und ihm zu dienen, nicht übersehen. Ja, wie gesagt, das alles bewirkte in mir krank machende Konflikte, denn ich wollte Gott gefallen und ihn aufmerksam auf mich machen. Alles machte ich mit, zweimal am Sonntag Gottesdienst, Montag Chorstunde, Dienstag Jugendstunde oder Weinberg (Klinkenputzen).
Ja, ich wollte Gott erreichen und wohlgefällig sein. Ich muss ehrlich sagen, meist habe ich es gern und aus Überzeugung gemacht, dass es mir angerechnet wird. Ja, ich liebte meinen himmlischen Vater damals schon und hoffte auf die alles entschädigende Ewigkeit! Es sei hier auch noch erwähnt, dass ich den Wunsch, Gott zu dienen, nie aussprechen durfte, das tat man nicht, das wäre Hochmut. Gott allein bestimmt durch einen Apostel, wer in den Gemeinden dienen darf und ich wartete und wartete.
Alle paar Jahre wurden vom Apostel „Amtsgaben“ eingesetzt, ich hoffte so sehr endlich einmal Unterdiakon zu werden um auch im schwarzen Anzug dienen zu können. Hatte doch meine Oma bei meiner Konfirmation die Schau, dass ich einmal ein Priester Gottes werde. Ja, die Oma, sie hatte viel Kontakt mit der Totenwelt, auch ich sah es als meine Verpflichtung an, für die Menschen, die unerlöst in die Ewigkeit gegangen sind, Fürbitten vor Gott zu bringen. So hatte ich es gelehrt bekommen. Wie dem auch war, sie, die Oma, war mir neben meinem Vater das Liebste. Von ihr fühlte ich mich verstanden, da konnte ich mich so richtig fallen lassen.
Leider waren wir durch die Mauer in Berlin räumlich voneinander getrennt. Meine Eltern sind mit uns Kindern kurz vor dem Mauerbau in Berlin nach Westdeutschland geflohen. Ja, die Oma lebte voll Ihren Glauben und hatte so viele Erlebnisse, dass es mir immer schauderte, wenn sie wieder von Ihren Kontakten mit der Totenwelt erzählte. Damals sah ich das als große Gnade Gottes an, so etwas zu erleben. Nun, nach dem Tod meines Vaters, fiel so nach und nach meine Familie von ihrem auch bis dato schon oberflächlich gelebten Glauben ab, sodass ich bald der einzige Kirchgänger in meiner Familie und meiner damaligen Umgebung war. Ich wähnte mich oft als Märtyrer für Gott, denn nichts konnte mich dazu bringen meinen Gott zu verleugnen, ich glaube auch sagen zu dürfen, dass ich es nie getan habe.
Ob im Suff, in der Kneipe oder bei der Bundeswehr, in der Schule oder auf der Arbeit, ich stand zu meinem Glauben an Gott und versuchte vielen das Heil Gottes (NAK) nahezubringen. Trotz meiner „dollen Jahre“, ca. vom 18. bis zum 21. Lebensjahr, in denen ich kaum zur Kirche ging und mich in der sündigen Welt so richtig austobte, um nach 3 Jahren demütig und voller Schuldgefühle zu Gott zurückzukehren, fand ich auch in der Welt keine Liebe, es war oft grausam, Suff bis zur Ekstase.
Ich muss sagen, ich habe auch damals schon oft das Eingreifen Gottes erlebt.
„Nicht Ihr habt mich erwählt, sondern ich habe euch erwählt und bestimmt, dass ihr hingeht und Frucht bringt und eure Frucht bleibt, damit, wenn ihr den Vater bittet in meinem Namen, er’s Euch gebe!“ – Joh. 15, 16
Wie gesagt, ich kehrte aus der sündigen Welt reumütig zurück, wo ich so gut wie kaum eine Sünde ausgelassen hatte. Ich war wirklich glücklich, dass Gott mir vergeben hatte und ich mich nun wieder für ihn abstrampeln durfte. Ich lernte meine spätere Frau kennen, die Tochter des Gemeindevorstehers. Nach sorgfältiger Sündenbereinigung, 12-monatiger Probezeit und dem O.K. von kirchlich übergeordneter Stelle, heirateten wir. Ich war froh, eine mitbekommen zu haben, ich steckte voller Minderwertigkeitskomplexe und doch war ich bei Ihr der König!
Heute, wo ich Erfahrungen mit dem Reden Gottes gemacht habe und machen darf, weiß ich was ich damals nicht wahrhaben wollte, dass der Herr mich vor diesem Schritt zurückhalten wollte. Zwei Kinder sind aus dieser Verbindung hervorgegangen. Zehn Jahre, die letzten zwei Jahre getrennt gelebt, hielt dieses Bündnis. Ich will hier nicht alle Hintergründe der Ehe aufführen, allein schon aus Respekt vor meiner Ex-Frau, den ich heute wieder haben darf, ja genau genommen erstmals richtig habe.
Obwohl nach außen alles in Ordnung zu sein schien, verschlimmerte sich mein Alkohol Konsum immer mehr. Selbst ich sah es jetzt ein, so konnte es nicht mehr weitergehen. Es machte auch schon lange keine Freude mehr, immer diese Sucht. Ja, ich fing immer mehr an, die Welt und mich zu hassen. Etliche Krankenhausaufenthalte, viele, viele Versuche vom Stoff wegzukommen scheiterten. Ich schaffte es nicht, trotz meines Gottes. Ich fing auch an mit Gott zu hadern, aber nur im Suff, sonst traute ich mich nicht. Fast 8 Jahre wartete ich auf ein Wunder. Ich will mich hier nicht wiederholen und ich denke, bis jetzt genügend auf diese furchtbare Zeit eingegangen zu sein.
Bevor ich endlich die Werke des Herrn preisen darf, muss ich aber noch erwähnen, wie der Bruch mit meiner Kirche kam. Nicht etwa durch die Bekehrung, nein, ca. ein Jahr vorher habe ich mir selbst verboten zur Kirche zu gehen. Ich fing langsam an wach zu werden. Ich merkte, dass das Rennen zur Kirche, das Machen und Tun und, und, und, mir nicht half mein Leben auszufüllen, denn das Trinken war ein ständiges Weglaufen vor dem Leben, es war Selbstmord auf Raten. Für richtigen Selbstmord war ich viel zu feige, Gott sei Dank. Die Sucht nach Alkohol war tatsächlich ein Ausdruck der Suche. Ja wonach?
Ich suchte immer noch, wie schon als Kind, die Erfüllung, also die Liebe. Liebe, die kein Mensch zu geben in der Lage sein kann! Darum hatte ich immer Schwierigkeiten mit anderen Menschen, mit den Eltern und mit dem anderen Geschlecht. Nie konnte eine oder einer meinen Erwartungen gerecht werden. Deshalb habe ich bestimmt auch vielen Menschen unrecht getan, wenn sie meine Erwartungen nicht erfüllen konnten.
Ich möchte hier und jetzt die Gelegenheit wahrnehmen und mich für mein Verhalten gegenüber meiner Mutter entschuldigen. Sie gab bestimmt alles, wie sie es konnte, wie sie es selbst empfangen hatte!
Auch in diesem Jahr ließ ich nicht nach im Gebet und schrie zu Gott, mir einen Weg aus all dieser Misere zu zeigen. Ich traute mich nun immer mehr, mich mal ehrlich mit meinem Vater (Gott) auszusprechen. Wie kann es sein, dass in der Bibel steht: „Was Gott zusammenfügt, soll der Mensch nicht scheiden“ – Matt. 19, 6.
und der Apostel genehmigt die Scheidung?
Ich empfinde es als ungerecht, dass nur die Neuapostolischen gerettet werden sollen, ich habe so viele andere liebe Menschen gesehen, die es auch wert sind, gerettet zu werden: „Vater, irgendetwas stimmt doch hier nicht. Wer? Wie? Wo ist der Weg?“ Ja, dann war da der letzte Rückfall. Wieder ging ich ins Krankenhaus, doch kaum war ich da, da ergriff mich eine bis dahin unbekannte Wut über mich und ich ging wieder nach Hause, mit dem festen Vorsatz, es jetzt mal allein ohne ärztliche Hilfe zu schaffen. Ich schrie zu Gott: „Hilf du mir“!
Ja, dann schellte es. Monika, eine Freundin aus der Selbsthilfegruppe und überzeugte Christin, besuchte mich. Sie hatte von meinem Rückfall gehört. Schlecht wie es mir ging, war ich froh, dass jemand da war. Ich hatte an diesem Tag auch nicht die Energie, ihre Traktate und andere Literatur abzulehnen, in denen es um den lebendigen Glauben an Jesus Christus ging, wie ich es oft während der Gruppen tat. Sie versuchte nicht nur mir schon jahrelang von Jesus zu erzählen, sie bot uns auch an und auch mir, öfter samstags abends in das Jesus Haus nach Düsseldorf zu fahren. Da würde fröhlich der Herr gepriesen und Evangelisten aus aller Welt verkündigen Gottes Wort; Ja, legen Hände auf, um Kranke zu heilen und Dämonen auszutreiben! Jesus Haus? Traktate? Dämonen? Kranke heilen? Also nein, unverschämt lästerlich! Schlimme Sektiererei, dachte ich und bis dato war ich richtig zornig, wenn Monika liebevoll von Jesus sprach.
Im nächsten Abschnitt berichtet Rainer eindrucksvoll, wie er das erste Mal mit Jesus in Kontakt kommt und wie ihn der Herr heilt und ein neues Leben im Glauben schenkt:
Weiterlesen …
Photo by Vince Fleming on Unsplash
Copyright 2024 Projekt B