Die Neuapostolische Kirche behauptet, ihre Apostel seien Apostel Jesus Christi, sind sie tatsächlich echte Apostel Jesu Christi! Wer von Kindesbeinen an nichts anderes gehört hat, als dass die Glaubenslehre seiner Kirche die einzig wahre und allein richtige ist, und dass die anderen Kirchen ja leider alle irren, der wird es in der Regel schwer haben, seine eigenen Glaubensinhalte kritisch zu hinterfragen und zu überprüfen. Warum sollte man auch eine Glaubenslehre hinterfragen, die einem doch offensichtlich Halt und Geborgenheit vermittelt, und einem gerade das gibt, wonach wir uns alle sehnen? Wir Menschen suchen nach einem Halt in einer immer haltloser werdenden Welt. Es besteht aus diesem Grunde aus der Sicht eines neuapostolischen Gläubigen keine Veranlassung und Notwendigkeit für eine solches kritisches Hinterfragen.
Jawohl, wir können dem neuapostolischen Gläubigen folgen in seiner Haltung, vorausgesetzt, die Lehre seiner Kirche steht tatsächlich auf dem Boden der Wahrheit. Tut sie das jedoch nicht, wäre dann das Gefühl seiner Geborgenheit nicht eine große Selbsttäuschung? Anders gefragt: Ist ein Gefühl der Geborgenheit allein schon die Gewähr für die Richtigkeit einer Sache? Wenn dem so wäre, könnte man folgern, dass das Einnehmen von Drogen richtig ist, denn sie können gleichfalls ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Gefühle können also keine Garantie für die Richtigkeit oder Unrichtigkeit einer Sache sein. Gefühle sind subjektiv, sie sind schwankend und immer der augenblicklichen Stimmungslage unterworfen. Als Maßstab für Wahrheit oder Unwahrheit sind Gefühle ungeeignet. Was also kann uns als objektiver Maßstab gelten, ein Maßstab, mit dessen Hilfe wir heute Wahrheit von Unwahrheit unterscheiden können?
Bevor wir diese Frage beantworten, wollen wir zunächst versuchen, uns in das Denken eines neuapostolischen Gläubigen hineinzuversetzen.
Wie schon erwähnt, sieht der neuapostolische Gläubige die Notwendigkeit einer Prüfung seiner Glaubenslehre überhaupt nicht, weil er ja von ihrer absoluten Richtigkeit zutiefst überzeugt ist. Hinzu kommt, dass er jahrzehntelang nichts anderes gehört hat, als dass ein Prüfen der eigenen Lehre einem Misstrauensantrag gegen Gott gleichkäme, also Unglaube und somit Sünde sei. Und da er natürlich nicht gegen Gott sündigen will, weil er Gott fürchtet, dies es müssen wir anerkennend festhalten, lässt er das Prüfen seiner eigenen Glaubenslehre gleich ganz sein. Jedes Prüfen ist also von vornherein emotional mit dem Gedanken belastet, dass man etwas Unerlaubtes, ja etwas Verbotenes tut. Es wird sofort in den Bereich der „Anfechtung vom Satan“ eingeordnet. Wenn wir verstehen wollen, wie es zu einem solchen Denken des neuapostolischen Gläubigen kommen konnte, müssen wir uns mit der Lehre der Neuapostolischen Kirche (NAK) näher befassen.
Nach Auffassung der NAK ist die Bibel das Wort Gottes an die Generationen vergangener Zeiten. Das geschriebene Wort der Heiligen Schrift sei für unsere heutige Zeit nicht mehr zeitgemäß. So bezeichnete die „Wächterstimme“ vom 1.10.1956 das Wort der Bibel als „abgestandenes Zisternenwasser“ und als „Asche des Gedächtnisses“. Zeitgemäß sei dagegen das Wort der heute in der NAK lebenden Apostel, denen Gott den Dienst der Versöhnung gegeben hat, um in der letzten Zeit das Erlösungswerk, welches Jesus Christus begonnen hat, zu vollenden. Die Apostel der NAK seien also das alleinige Sprachrohr Gottes in unserer Zeit. Damit sagen die Führer dieser Kirche nichts anderes, als dass ihr Wort allein „Gottes Wort“ sei und damit zugleich der alleinige Maßstab, außer dem es keinen anderen Maßstab gäbe.
Wen wundert es da noch, dass bei einem solchen Selbstverständnis der NAK-Führer es kein Neuapostolischer wagt, irgendetwas an seinem Apostel oder seiner Kirche infrage zu stellen? Er würde damit Gott selbst infrage stellen! Da sein Denken durch diese Lehre jahrelang geprägt worden ist, vermag er keine Kritik in sich aufkommen zu lassen. Mit auch nur der geringsten Kritik gegen seinen Apostel greift er ja Gott an, wie er meint. Damit haben die NAK-Apostel ihre Schäfchen völlig in der Hand. Sie können ihnen erzählen, was sie wollen, es ist immer „Gottes Wort“.
Nun können wir auch verstehen, warum ein NAK-Mitglied in größte Gewissenskonflikte kommt, wenn sich in seinem Inneren Kritik und Widerspruch gegen seine Kirche und deren Führer regt. Es muss jede Kritik im Keim ersticken, damit es nicht „gegen Gott“ sündigt. Mit der Behauptung, dass die Bibel nicht das Wort Gottes sei, haben die Führer dieser Kirche ihren Mitgliedern den von Gott vorgesehenen Maßstab zum Prüfen geistlicher Vorgänge endgültig aus der Hand genommen. Sie selbst sind der Maßstab, was sie sagen, ist Gottes Wort! Dadurch ist jede Möglichkeit einer geistlichen Beurteilung dieser „Apostel“ für ihre Mitglieder von vornherein unmöglich gemacht. Bei einem solchen Vorgehen drängt sich einem unweigerlich der Verdacht auf, dass die Führer dieser Kirche das Licht der Bibel fürchten. Um nicht von ihr beurteilt zu werden, verbannt man sie einfach in die Vergangenheit und damit in die Bedeutungslosigkeit.
Mit dieser Irrlehre steht die NAK im krassen Widerspruch zur Heiligen Schrift. Denn es ist gerade Paulus, der als Apostel die Gemeinde auffordert, alles zu prüfen (!) und das Gute zu behalten (1. Thess. 5, 21). Und der Apostel Johannes schreibt: „Prüfet die Geister, ob sie aus Gott sind!“ (1. Joh. 4, 1). Offensichtlich rechneten die Apostel mit dem Einschleichen falscher Lehrer, die die Gemeinde verführen und verderben. Wie soll man aber etwas prüfen, wenn kein Maßstab zum Prüfen vorhanden ist?
Um etwas prüfen zu können, benötigt man einen Maßstab, mit dessen Hilfe man etwas prüfen kann. Dieser Maßstab war für die ersten Christen die Heilige Schrift, d. h. das Alte Testament, welches vorlag. „Prüfet alles“, sagt Paulus in 1. Thess. 5, 21. Auch das Wort der Apostel? Achten wir genau auf das, was Paulus sagt. Wenn er alles sagt, meint er auch alles! Paulus fürchtete nicht eine Prüfung seines Wortes oder seiner Lehre. Seine Lehre über Gott und über Christus stand in völliger Übereinstimmung mit den Heiligen Schriften des Alten Bundes. Von den Christen in Beröa erfahren wir, dass sie täglich in der Schrift forschten, ob es sich also verhielte, ob das, was die Apostel lehrten, mit den Schriften des Alten Bundes übereinstimmte (Apg. 17, 11).
Nun könnte jemand einwenden: Und was ist mit den Offenbarungen der Apostel, von denen die Gottesmänner des Alten Bundes noch keine Kenntnis hatten? Woran haben die ersten Christen diese prüfen können? An den Schriften des Alten Bundes ja wohl nicht, denn darin stand noch nichts davon. Z. B. wurde dem Apostel Paulus das Geheimnis der Gemeinde geoffenbart! Diese Frage ist berechtigt.
Wir sehen, dass alles davon abhing, ob derjenige, der behauptete, im Namen Gottes zu reden, wirklich ein Gesandter, ein Apostel Jesu Christi war, denn darauf allein kam es an. Wie aber konnten die ersten Christen erkennen, ob jemand wirklich ein Gesandter Jesu Christi war und im Auftrage Gottes redete? Dem Apostel Paulus ist tatsächlich einmal seine Berufung zum Apostel von den Korinthern infrage gestellt worden. Da gab es Leute, die nicht auf das hören wollten, was Paulus als Wort Gottes verkündete. Sie meinten, der Paulus ist gar kein richtiger Apostel. Der hat sich selbst berufen! Daraufhin rechtfertigt Paulus seine Berufung zum Apostel mit folgenden Worten: „Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht Jesus, unseren Herrn, gesehen?“ (1. Kor. 9, 1).
Hier nennt Paulus eine erste unabdingbare Voraussetzung für die Berufung in das Apostelamt Jesu Christi. Ein Apostel Jesu Christi musste den Herrn selbst gesehen haben! Das steht in völliger Übereinstimmung mit dem, was uns das Neue Testament an anderer Stelle über die Bedingung für das Apostelamt Jesu Christi lehrt. Jesus hatte sich in seinem irdischen Leben zwölf Apostel auserwählt, welche Zeugen seines Lebens und seiner Auferstehung wurden. Als Judas den Herrn verließ, wurde Matthias an seiner Stelle durch Losentscheid in das Apostelamt Jesu Christi berufen. Unerlässlich war jedoch, dass Matthias ein Augenzeuge des Lebens und der Auferstehung des Herrn Jesus gewesen sein musste, wie es der Apostel Petrus ausdrücklich zur Bedingung macht, um die Voraussetzung für das Apostelamt Jesu Christi erfüllen zu können (Apg. 1, 22).
Wie für Matthias galt auch für Paulus, dass er den Auferstandenen selbst gesehen haben musste, um als Augenzeuge der Auferstehung überhaupt ein Apostel Jesu Christi sein zu können. Paulus rechtfertigt die Echtheit seiner Berufung zum Apostel gerade mit dem Hinweis, den Herrn persönlich gesehen zu haben !(1. Kor. 9, 1). Keiner der „NAK-Apostel“ kann dieses für sich in Anspruch nehmen! Trotzdem behaupten sie, Apostel Jesu Christi zu sein: „Das wichtigste Ereignis dieser göttlichen Geistestätigkeit war die Wiederaufrichtung des Apostelamtes Jesu Christi.“ (Aus: Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben, Frage 166, NAKI, Zürich 1992). Schon anhand dieses ersten Widerspruches wird klar, dass das Apostelamt der NAK ein falsches ist. Ein weiteres Erkennungszeichen für die Echtheit eines Apostels Christi nennt Paulus in 2. Kor. 12,12: „Die Zeichen des Apostels sind ja unter euch vollbracht worden in allem Ausharren, in Zeichen und Wundern und mächtigen Taten.“
Wir stellen demnach fest, dass es für die Christen zu Lebzeiten des Apostels Paulus mindestens vier Möglichkeiten gab, zu prüfen, ob jemand ein Apostel Jesu Christi war oder nicht.
Erstens musste er als Apostel Jesu Christi den auferstandenen Herrn selbst gesehen haben, also ein Augenzeuge seiner Auferstehung gewesen sein! Paulus konnte sich dabei auf sein Damaskus-Erlebnis berufen.
Zweitens musste Jesus ihn selbst in dieses Apostelamt berufen haben! Auch Matthias wurde vom Herrn selbst berufen und nicht durch Petrus in das Apostelamt Jesu Christi eingesetzt, wie es die NAK fälschlicherweise behauptet. Petrus hat nicht selbst entschieden. Gemeinsam haben alle Apostel und die gesamte Gemeinde, nachdem sie einmütig im Gebet verharrt hatten, die letzte Entscheidung durch das Los in die Hände des Herrn gelegt und Ihm überlassen (Apg. 1, 23-26)! Völlig abwegig ist es, daraus die Rechtfertigung ableiten zu wollen, heute noch Apostel Jesu Christi berufen zu können, wie die NAK irrtümlich meint. Da heute niemand mehr ein Augenzeuge der Auferstehung Jesu sein kann, kann auch keiner die Voraussetzungen für dieses Apostelamt erfüllen.
Drittens musste Gott ihn als Apostel durch Zeichen und Wunder und mächtige Taten bestätigt haben.
Viertens durften die Worte und die Offenbarungen eines Apostels nicht im Widerspruch zu den Schriften des Alten Bundes stehen.
Waren die zwölf Apostel von Jesus Christus selbst auserwählt und berufen worden, Gottes Wort zu predigen und für die nachfolgenden Generationen niederzuschreiben, so können sich die Apostel der NAK nicht darauf berufen, von Jesus selbst auserwählt worden zu sein. Zwar behaupten sie, dass sie für die heutige Zeit denselben Auftrag haben wie die ersten Apostel, nämlich der heutigen Generation das „zeitgemäße“ Wort Gottes zu verkündigen, bleiben aber jede Erklärung dafür schuldig, warum das Wort der Bibel für unsere heutige Zeit nicht mehr „zeitgemäß“ sei.
Wir fragen: wie kommen die Führer der Neuapostolischen Kirche zu einem solchen Selbstverständnis? Woher nehmen sie das Recht, einen solchen Auftrag für sich in Anspruch zu nehmen? Die Behauptung, dass die Bibel nicht das Wort Gottes für alle Zeit sei, ist völlig aus der Luft gegriffen! Sie entbehrt jeder biblischen Grundlage und ist aus diesem Grunde unhaltbar und deshalb abzulehnen.
Als wir einmal einem neuapostolischen Gläubigen die Frage stellten, woher seine „Apostel“ denn diesen Auftrag hätten, Gottes „zeitgemäßes Wort“ für die jetzige Generation zu verkündigen, antwortete er uns: „Diesen Auftrag haben sie durch Offenbarung Gottes, die sie um 1835 in England erhielten“. Wir fragten weiter, woher er wüsste, dass Gott neue Apostel im vorigen Jahrhundert berufen hat, denen er einen solchen Auftrag gegeben hat? Antwort: „Ja, das muss man eben glauben, darauf muss man eben vertrauen!“.
Nein, liebe Freunde, so einfach dürfen wir es uns doch nicht machen! Da kann jeder kommen und alles Mögliche behaupten, und niemand vermag nachzuprüfen, ob seine Offenbarung von Gott ist oder nicht. Eine solche naive Gutgläubigkeit öffnet jeder nur denkbaren Verführung Tür und Tor. Warum prüften die damaligen Christen in England die angebliche Berufung neuer „Apostel Jesu Christi“ nicht anhand der Heiligen Schrift? Hätten sie dieses getan, hätten sie aus dem geschriebenen Wort Gottes erkennen können und müssen, dass eine Berufung neuer Apostel Jesu Christi weder möglich noch zulässig gewesen war.
So war doch das biblische Apostelamt Jesu Christi, wie wir bereits gesehen haben, an ganz bestimmte Voraussetzungen geknüpft, die keiner der damals lebenden Männer der englischen Gemeinde in Albury erfüllen konnte. Niemand der englischen „Apostel“ hatte den auferstandenen Herrn selbst je gesehen! Folglich konnte keiner dieser Männer die unabdingbare Voraussetzung für dieses Apostelamt erfüllen. Somit hatten die englischen Christen von der Schrift her überhaupt keine Legitimation, jemanden in das Apostelamt Jesu Christi zu berufen. Das Ganze war im höchsten Grade eine nicht nüchterne, sektiererische Schwärmerei, ein Verlassen der Heiligen Schrift, welche zu einer verhängnisvollen Verirrung führte, die ihre Vollendung bis hin zum „Bezirks“- und „Stammapostel“ gefunden hat, der sich als sichtbares Haupt der Gemeinde Jesu Christi und oberste Instanz in allen Angelegenheiten bezeichnet, eine Aufgabe die nur dem Herrn selbst zusteht (Aus: Fragen und Antworten über den neuapostolischen Glauben, Frage 177, NAKI, Zürich 1992).
Offensichtlich waren die Christen der damaligen englischen Gemeinde so sehr von dem Wunsch beseelt, etwas Neues mit Gott zu erleben, dass die angebliche Offenbarung neuer Apostel Jesu Christi vorbehaltlos, und ohne an der Schrift zu prüfen, begeistert aufgenommen wurde. Aber wir dürfen nicht so naiv sein, unsere Wunschvorstellungen zum Vater des Gedankens werden zu lassen. Wir müssen vorsichtig im Umgang mit Offenbarungen sein, und jede Offenbarung, die den Anspruch erhebt, von Gott zu sein, am geschriebenen Wort Gottes prüfen. Steht eine Offenbarung im Widerspruch zum Wort Gottes, so ist diese nicht von Gott und schleunigst zu verwerfen, damit wir nicht einer Verführung anheimfallen und ihr preisgegeben sind.
Leider hat diese schreckliche Verführung damals begonnen und sich bis heute in der Neuapostolischen Kirche fortgesetzt, indem man diese selbst ernannten „Apostel“ mit „Vollmachten“ ausgestattet hat, über die sich selbst der Apostel Paulus gewundert hätte. So behauptet diese Kirche, dass Gott den Aposteln „das Amt der Versöhnung“ gegeben habe und dass niemand auf der Welt ohne die „Freisprache“ ihrer NAK-Apostel mit Gott versöhnt werden könne (gemeint ist der Freispruch von Sünden). Man beruft sich dabei seltsamerweise auf die Heilige Schrift, die doch sonst nach Auffassung der NAK-Apostel kein zeitgemäßes Gotteswort mehr ist. Aber da, wo dieses „unzeitgemäße“ Gotteswort ihre Lehre nach ihrer Auffassung unterstützt, muss es plötzlich wieder für ihre Zwecke herhalten.
Im nächsten Abschnitt des Artikel geht es um die falschen Lehren der neuapostolischen Apostel:
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