Wie muss man die Reformbemühungen und den Wandel in der neuapostolischen Kirche beurteilen? Wie lassen sich die Reformen und der Wandel einordnen, ist die Neuapostolische Kirche auf einem guten Weg?
Vor einiger Zeit bekam ich einen Brief von einem neuapostolischen Freund, in welchem er mich fast euphorisch auf die Veränderungen und Neuerungen in der Neuapostolischen Kirche und insbesondere auf die Veränderungen der neuapostolischen Glaubenslehre aufmerksam machte. Diesen Brief nahm ich zum Anlass meine Gedanken diesbezüglich, die sich in den letzten Monaten durch viele E-Mails persönlichen Gesprächen und Reaktionen seitens der Mitglieder der Neuapostolischen Kirche unter Berücksichtigung des biblischen Gotteswortes entwickelt haben, niederzuschreiben und ihm entsprechend zu antworten.
Was ist nun von solchen teilweise die Fundamente des neuapostolischen Glaubens berührenden Veränderungen zu halten? Dürfte es solche Veränderungen überhaupt geben in einer Gemeinschaft, die lehrt bzw. lehrte, die wahre Jesu- und Apostellehre zu verkündigen? Im folgenden Abschnitt, der im wesentlichen Teilen mit dem Antwortschreiben an meinen Freund aus der Neuapostolischen Kirche identisch ist, versuche ich darauf eine Antwort zu geben, was es mit dem Wandel und den Reformen in der neuapostolischen Kirche auf sich hat.
Lieber Jürgen,
vielen Dank für Deinen lieben Brief und die sehr interessanten Unterlagen. Schon lange habe ich mein Versprechen nicht eingelöst, Dir zu schreiben. Dafür möchte ich mich entschuldigen. Bitte sei mir nicht böse für diese Verzögerung. Ich möchte kurz begründen, warum ich so lange nicht geantwortet habe. Da ich im ständigen Kontakt mit Anselm stehe, war und bin ich über Euren Briefwechsel sehr gut informiert. Anselm und ich haben uns oft über diesen Briefwechsel besprochen, sodass auch einige meiner Gedanken in diese Briefe eingeflossen sind.
Bei diesem Briefwechsel ist mir aufgefallen, dass Anselm Dir in Bezug auf das Evangelium JESU CHRISTI nichts vorenthalten hat. Er hat Dir alles gesagt. Auch wir hatten ja persönlich ein solches Gespräch bei uns zu Hause in dem ich Dir über meinen Glauben an Jesus und meiner biblischen Sicht und den sich daraus ergebenden Widersprüche zur neuapostolischen Glaubenslehre berichtete. Du hast unsere Kassette gehört und – so vermute ich – unsere Website gelesen. Deine Briefe an Anselm lassen erkennen, dass Du trotz unserer Bemühungen, im Kern nicht verstanden hast, worum es eigentlich geht. Aus diesem Grund hielt ich zusätzliche Briefe von mir für nicht für sinnvoll. Ist der Wandel und die Reformen in der Neuapostolische Kirche vom Heiligen Geist geleitet?
Fast euphorisch beschreibst Du die Neuerungen, die es in der Neuapostolischen Kirche in Bezug auf die Lehre gegeben habe. Ich schreibe dies bewusst im Konjunktiv, weil dies zwar vereinzelt immer wieder, auch von Amtsträgern gesagt wird, doch in den Schriften und in den Predigten spiegelt sich dies noch nicht wider, jedenfalls nicht eindeutig, bestenfalls widersprüchlich, bezüglich des exklusiven Anspruchs der Neuapostolischen Kirche.
Euer Stammapostel predigte am 14.01.2001 in Tilburg (Niederlande) folgendes: „Liebe Geschwister, und wer den Heiligen Geist will, der kann wegen mir nach Rom reisen oder zum Dalai Lama in den Himalaya oder weiß der Kuckuck wohin, er wird diesen Geist nicht empfangen, es sei denn durch die gesandten Apostel Jesu Christi. Das sei wieder mal in aller Deutlichkeit gesagt“. Dieser Teil der Predigt wurde in der Zeitschrift „Unsere Familie“ nicht abgedruckt! Warum nicht? Mir wurde von mehreren Anwesenden bestätigt, dass der Stammapostel diese Worte gesprochen hat! Dies ist ein Beispiel, ich könnte weitere nennen.
Doch es hat auch nachweislich Lehrveränderungen, Wandel und Reformen gegeben, die in der Neuapostolische Kirche schriftlich öffentlich gemacht wurden. Die Lehre über die Schlüsselgewalt, die Löse- und Bindegewalt oder die Stellung des Stammapostels in Bezug auf das Haupt der Kirche JESU CHRISTI. Diese Lehrveränderungen sind durchaus positiv zu bewerten. Doch wie kann es zu solchen Lehrveränderungen überhaupt kommen? Mir wurde in der Neuapostolischen Kirche beigebracht und gelehrt, die Apostel der Neuapostolischen Kirche verkünden die wahre Jesu- und Apostellehre.
Stammapostel Urwyler schrieb noch 1986 in einer Belehrung über Konkubinat, Homosexualität usw. folgendes: „Die Jesu- und Apostellehre ist unveränderlich.“ Herr Urwyler hat recht, die Lehre der Apostel des Neuen Testaments ist tatsächlich unveränderlich. An keiner Stelle des Neuen Testaments wird deutlich, dass sich diese Lehre im Laufe der Wirksamkeit dieser echten Apostel des Herrn verändert hat. Warum nicht? Ganz einfach, es ist die Lehre Jesus Christi und Christus ist Gott und Gott wandelt sich nicht. Doch wenn ich betrachte, was sich in den letzten Monaten in der Neuapostolischen Kirche bezüglich fundamentaler Lehren verändert hat und was dann im Widerspruch steht zu den Lehren früherer Jahrzehnte, stellt sich mir die Frage, ob die Lehre der Neuapostolischen Kirche je vom Heiligen Geist inspiriert sein konnte, denn Lehren, die sich widersprechen, können nicht vom Heiligen Geist sein.
Der Heilige Geist ist der Geist der Wahrheit und diese ist nicht relativ, sondern absolut und die Wahrheit kann sich selbst nicht widersprechen. Ein Beweis für dieses Behauptung: In den Statuten der Neuapostolischen Kirche International (NAKI) aus den 90er Jahren steht: Der Stammapostel ist das sichtbare Haupt der Kirche CHRISTI, Jesus ist das unsichtbare Haupt (das sind zwei Häupter!). Heute wird gelehrt, es gibt nur ein Haupt der Kirche, nämlich Jesus Christus. Dies sind zwei verschiedenen Aussagen, die sich widersprechen, entweder es gibt ein einziges Haupt oder zwei Häupter mehrerer. Hier einfach zu sagen, Gott habe tiefere Erkenntnis geschenkt ist abwegig und unrichtig, denn das lernen bereits die Kinder in der Grundschule: Eins ist nun mal ungleich zwei. Dieser Art Wandel und diese Art Reformen durch Amtsträger der Neuapostolischen Kirche scheine doch sehr fragwürdig!
Welche Konsequenzen ergeben sich aus diesen – zumindest für mich – offensichtlichen Tatsachen. Lieber Jürgen, Du bist ebenfalls ein logisch denkender Mensch und ich bitte Dich gebrauche Deinen Verstand in einer aufrichtigen Art und Weise, lass es Dir dabei um die Wahrheit gehen. Wie soll ich denen vertrauen, die gestern etwas anderes lehrten als heute, woher soll ich wissen, dass nicht morgen das von heute erneut keine Gültigkeit mehr hat?
Wenn es lediglich um naturwissenschaftliche Modelle ginge, könnte man dies noch akzeptieren, denn dies ist die Natur menschlicher Weisheit. Doch hier geht es um ewige Errettung oder ewigen Tod, um die ewige Gemeinschaft mit Gott oder ewiges Getrenntsein von Gott. Dies ist viel zu ernst, als dass man sich auf menschliche Weisheit verlassen könnte. Dass es sich bei der Glaubenslehre der neuapostolischen Kirche um menschliche Weisheit und Lehre handelt ist u.a. bewiesen durch ihre Veränderung und ihren Wandel. Worauf soll der Glaube ruhen? Auf menschliche Weisheit? Nein, auf Gottes ewiges vollgültiges unveränderliches Wort, der Heiligen Schrift!
Du wirst vielleicht einwenden, dass sich auch die Lehre anderer Gemeinschaften verändert. Nicht nur die Neuapostolische Kirche kennt Wandel und Reformen. Da hast Du recht, hier müssen wir den gleichen Maßstab anlegen. Doch gibt es unter bibeltreuen Christen aller Generationen einige fundamentale Lehren, die unverändert blieben, die in der Neuapostolischen Kirche anders gelehrt werden. Ich nenne als Beispiel die Lehre über den Tod. Alle treuen Christen entnehmen der Heiligen Schrift, dass es nach dem natürlichen Tod keine Errettung mehr gibt. Der Tod markiert eine Grenze, nach deren Überschreitung es sich für den Menschen entschieden hat, ob er beim Herrn ist oder in die ewige Verdammnis geht. Selbst die katholisch-apostolische Bewegung kannte die neuapostolische Entschlafenenlehre nicht! Ich werde dieses Thema hier nicht weiter vertiefen, weil Du meine Auffassung und die biblischen Argumente dazu auf unserer Website nachlesen kannst.
In vielen persönlichen Gesprächen der letzten Monate mit Neuapostolischen und in vielen Mails, die ich erhielt, haben sich für mich drei wesentliche Punkte herauskristallisiert wie sich das Denken bzw. Argumentieren vor allem jüngerer Neuapostolischer verändert hat. Diese Merkmale beobachte ich auch bei Dir:
Wenn man diese drei Punkte einmal so im Einzelnen betrachtet, fällt auf, wie bequem es für einen Neuapostolischen geworden ist, zur Neuapostolischen Kirche zu gehören und wie sie im Widerspruch stehen zu den Lehren der neuapostolischen Vergangenheit. Da ich diesen Auffassungen sehr oft begegnet bin, drängt sich mir der Verdacht auf, dass dieses Denken bewusst gefördert bzw. erzeugt wird. Dieses Denken kommt ganz gelegen, denn schließlich erweckt man nach Außen den Eindruck, einer der vielen christlichen Freikirchen zu sein, man kommt aus der Sektennische heraus. Man kann unbequemen Fragen bezüglich der Vergangenheit und der Lehre relativ schnell und einfach begegnen sowie dem Gegenüber den Wind aus den Segeln nehmen und der Neuapostolische fühlt sich nicht mehr als Angehöriger einer Sekte, sondern kann ein ganz neues Selbstbewusstsein entwickeln.
Auch das „Beschäftigen mit der Ökumene“ begünstigt das von mir eben erwähnte. Es entsteht aber, wenn man genauer hinschaut, der Eindruck, es gehe der Neuapostolischen Kirche bzw. deren Führern um die Anerkennung der Welt bzw. der „Christenheit“ und nicht um die Anerkennung vor Gott. Würde es der Neuapostolische Kirche bzw. deren Lehrern und Aposteln um Gottes Anerkennung gehen, würde man erkannte Irrlehren klar beim Namen nennen, Buße tun und umkehren. Doch Lehrveränderungen werden als neue tiefere Erkenntnis verkauft und schleichen sich wohl dosiert, zaghaft, fast unbemerkt durch Predigt und Schrifttum in die Neuapostolische Kirche ein. Dabei gibt es bei Aussagen unterschiedlicher Amtsträger zum gleichen Thema zum Teil erhebliche Widersprüche. Die Neuapostolische Kirche bewirkt alles dies durch ihre Reformen und ihren Wandel, soll das der Weg sein, der uns der Wahrheit näher bringt?
Lieber Jürgen, bitte entschuldige die klaren und teilweise harten Worte, doch ich wäre unaufrichtig, wenn ich Dich über meine Auffassung im Unklaren lassen würde und ich denke, eine Freundschaft, die schon so lange besteht, hält dies aus. Noch wichtiger ist mir dabei aber die geistliche Dimension. Weil ich Dich lieb habe, kann ich nicht anders, als Dir dies zu sagen, denn wie oben schon erwähnt, es geht ums Ganze.
Mir ist bewusst, wie schwer es ist, der Wahrheit ins Auge zu sehen. Die Bindungskräfte in der Neuapostolischen Kirche, u.a. durch die exklusiven Lehren sind enorm. Da sind die familiären Bindungen, die psychischen Bindungen, Anerkennung, Erfolg, Gemeinschaft, die geopferte Zeit und vielleicht auch das geopferte Geld und eins darf auch nicht unerwähnt bleiben, es gibt auch durch die sogenannten Entschlafenengottesdienste starke okkulte Bindungen. Bitte denke einmal darüber nach. Doch der Herr hat gesagt: Wir werden für Christus leiden, müssen alles verlieren, müssen alle Bindungen lösen um schließlich alles gewinnen zu können, nämlich die Errettung durch Jesus Christus. Hierzu einige Textstellen aus der Heiligen Schrift:
„Denn hierzu seid ihr berufen worden; denn auch Christus hat für euch gelitten und euch ein Beispiel hinterlassen, damit ihr seinen Fußspuren nachfolgt.“ – 1. Petr. 2, 21
„Denn ich bin gekommen, den Menschen zu entzweien mit seinem Vater und die Tochter mit ihrer Mutter und die Schwiegertochter mit ihrer Schwiegermutter.“ – Mt. 10, 35
„es werden entzweit sein Vater mit Sohn und Sohn mit Vater, Mutter mit der Tochter und Tochter mit der Mutter, Schwiegermutter mit ihrer Schwiegertochter und Schwiegertochter mit der Schwiegermutter “ – Lk. 12, 53
„Und ein jeder, der Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen verlassen hat, wird hundertfach empfangen und ewiges Leben erben.“ – Mt. 19 ,29
„Denn wer sein Leben retten will, wird es verlieren; wer aber sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es retten.“ – Lk. 9, 24
„Jesus redete nun wieder zu ihnen und sprach: Ich bin das Licht der Welt; wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern wird das Licht des Lebens haben.“ – Joh. 8, 12
Es gibt keinen bequemen Weg zu Gott. Der Weg zu Gott führt einzig über Sündenerkenntnis, Buße, Umkehr und den Glauben an den Herrn Jesus als einzigen Mittler zu Gott. Bitte um Vergebung und Annahme und Inanspruchnahme des Gnadengeschenks der Vergebung unseres Herrn. Er hat für uns bezahlt, was wir hätten bezahlen müssen. Er ist für unsere Sünden gestorben, hat unsere Schuld bezahlt. Hast Du den Herrn schon in Dein Leben aufgenommen, ist er bei Dir, bezeugt der Heilige Geist Deinem Geist, dass er da ist? (Röm. 8, 16)
Bekehre Dich zu Jesus Christus um die Errettung zu erlangen. Dabei hilft Dir keine Neuapostolische Kirche, weder durch Reformen noch durch ihren ihren Wandel!
Liebe Grüße von Deinem Freund
© Lutz Jusko
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