Die Wiederkunft Christi zählt zu den zentralen Lehren der Neuapostolischen Kirche. Sie ist das Glaubensziel eines Neuapostolischen schlechthin. Nicht zuletzt hat die apostolische Bewegung des 19. Jahrhunderts (Neben der katholisch-apostolischen Bewegung hat auch die Brüderbewegung unter John Nelson Darby diesbezüglich bis heute großen Einfluss gehabt) die Lehre über die zukünftigen Geschehnisse im christlichen Raum maßgeblich geprägt. Diese Lehren wurden von vielen evangelikalen und pfingstlich sowie charismatisch orientierten Gemeindebewegungen übernommen. Die Lehre über die Wiederkunft Christi und ein neuapostolischer Prämillenarismus spiegelt sich demnach in allen Gemeinden wider, die ähnliche oder gleiche Vorstellungen von den zukünftigen Ereignissen haben.
Außerhalb der großen Kirchen stellt dieses Auslegungsergebnis der Heiligen Schrift die Hauptdenkrichtung dar. Meistens weiß der einfache neuapostolische Gläubige nicht, dass er der prämillenaristischen Lehre folgt, da er diesen Begriff nicht kennt. Die Lehre der Neuapostolischen Kirche stellt sich in groben Zügen wie folgt dar. In Kürze wird Christus wiederkommen und die Gemeinde (Neuapostolische) entrücken, dabei werden alle gläubigen Verstorbenen (Neuapostolische) auferstehen und ebenfalls entrückt. Es folgt die Hochzeit im Himmel mit den Gläubigen. Während dieser Zeit werden katastrophale Ereignisse über die Erde hereinbrechen (Drangsal). Dann, nach etwa dreieinhalb Jahren, wird Christus erneut (diesmal mit seinen zuvor entrückten Gläubigen) auf die Erde zurückkehren und ein tausendjähriges Friedensreich aufrichten. Am Ende dieser tausend Jahre werden die ungläubigen Toten auferstehen und das Endgericht wird für die Ungläubigen stattfinden. Danach erst beginnt die ewige Herrlichkeit für die Gläubigen und die ewige Verdammnis für die Ungläubigen. In Nuancen hat diese Lehre in den Jahrzehnten etwas variiert. Darauf einzugehen lohnt sich jedoch nicht. Mit dieser Lehre sind Neuapostolische klassische Prämillenaristen und Dispensationalisten (Lehre über die verschiedenen Haushaltungen Gottes)!
Doch hat die Neuapostolische Kirche mit dieser Sichtweise recht? Stellt die Bibel die zukünftigen Ereignisse tatsächlich so dar?
Vor einiger Zeit erhielt ich eine Ausarbeitung, die auf diese Thematik eingeht. Da ich keine vergleichbare Arbeit im deutschen Sprachraum gefunden habe, sah ich es als lohnenswert an, diese Schrift ins Deutsche zu übersetzen. So können nicht nur Neuapostolische davon profitieren, sondern alle, die dem Prämillenarismus, in welcher Ausprägung auch immer, nahe stehen.
„Und so gewiss es den Menschen bestimmt ist, einmal zu sterben, danach aber das Gericht, so wird der Christus, nachdem er sich einmal zum Opfer dargebracht hat, um die Sünden vieler auf sich zu nehmen, zum zweiten Mal denen erscheinen, die auf Ihn warten, nicht wegen der Sünde, sondern zum Heil.“ (Hebr. 9, 27-28, Anm. d. Ü.: Alle Bibeltexte sind, wenn nicht anders gekennzeichnet, der Bibelübersetzung Schlachter 2000 entnommen).
Täusche dich nicht, Jesus wird wiederkommen! Die Wiederkunft wird für jeden sichtbar sein, von jedem wahrgenommen werden, und manche werden sich erschrecken.
Nicht nur das. Jesus kommt insbesondere für diejenigen, die ihn sehnlich erwarten. Es ist eines der Ziele dieser Studie, die Fakten über Jesu Wiederkunft so darzustellen wie sie uns in der Bibel offenbart sind. Sie sind auf eine Weise offenbart, die dich ermutigen soll, ihn sehnlichst zu erwarten. Der Apostel Johannes schrieb: „Und nun, Kinder, bleibt in ihm, damit wir Freimütigkeit haben, wenn er erscheint, und uns nicht schämen müssen vor ihm bei seiner Wiederkunft.“ (1. Joh. 2, 28). Wenn wir Ihn sehnlichst erwarten, werden wir unser Leben in Ordnung gebracht haben, sodass wir nicht in Scham zurückweichen werden, wenn er erscheint. Wir freuen uns darauf, von ihm bestätigt zu bekommen: „Recht so, du guter und treuer Knecht!“ (Matth. 25, 23).
In dieser Studie werden wie auch die weitverbreitete Lehre des Prämillenarismus überprüfen und mit der biblischen Lehre vergleichen. Es ist nicht nur wichtig den Prämillenarismus in Bezug auf die Wiederkunft Jesu zu untersuchen und zu verstehen, auch das Verständnis folgender Aspekte steht auf dem Spiel:
Es ist das Ziel dieser Studie, die Hoffnung bei den Christen zu schüren, die wirklich arbeiten und sich plagen in der vollen Erkenntnis der Wahrheit, und unter uns die Parole der frühen Christen wiederzubeleben „Maranatha [Oh Herr komme bald]!“ (1. Kor. 16, 22).
So ist es. Komme bald, Herr Jesus!
Diese Studie besteht aus drei Hauptabschnitten:
I. Grundlegende Lehren bezüglich der Wiederkunft Christi
II. Eine Prüfung des Prämillenarismus
III. Die Auswirkungen der Wiederkunft auf das Leben der Christen
IV. Gesamtzusammenfassung
In diesem besonderen Abschnitt werden wir sechs grundlegende Punkte über die Wiederkunft Jesu zu diskutieren haben. Es ist wichtig, dass wir jede dieser grundlegenden Punkte stets vor Augen haben, damit wir, wenn wir dann tiefer in die Materie eindringen, einige feste Bezugspunkte haben, auf die wir zurückblicken können. Wir alle benötigen einige grundlegende Bezugspunkte in unserem Denken, denn erst das versetzt uns in die Lage, weitere Lehren zu untersuchen und zu analysieren. Dies gilt insbesondere für das Verständnis über Jesu Wiederkunft.
Es steht geschrieben: „Es spricht, der dies bezeugt: Ja, ich komme bald! Amen …“ (Off. 22, 20). Einer der Kernpunkte der Bibel ist, dass Jesu Wiederkunft bald sein wird – Jesus kommt bald!
Der gleiche Punkt wird in Jakobus betont: „So wartet nun geduldig, ihr Brüder, bis zur Wiederkunft des Herrn! Siehe, der Landmann wartet auf die köstliche Frucht der Erde und geduldet sich ihretwegen, bis sie den Früh- und Spätregen empfangen hat. So wartet auch ihr geduldig; stärkt eure Herzen, denn die Wiederkunft des Herrn ist nahe!“ (Jak. 5, 7 & 8).
Und Jesus sagte der Gemeinde zu Philadelphia: „Siehe, ich komme bald; halte fest, was du hast, damit [dir] niemand deine Krone nehme!“ (Off. 3:11). Ein weiteres Mal betont die Bibel, dass Jesus bald kommt und wir an unserem schlichten Glauben und der Errungenschaft, die wir im Herrn empfangen haben, festhalten sollten, um auszuharren bis er kommt.
„Siehe, er kommt mit den Wolken, und jedes Auge wird Ihn sehen, auch die, welche Ihn durchstochen haben; und es werden sich seinetwegen an die Brust schlagen alle Geschlechter der Erde!“ (Off. 1, 7). Wenn Jesus in den Wolken wiederkommt, werden Ihn alle sehen, nicht nur die Lebenden sondern auch die Toten, das ist hier sehr offensichtlich. Selbst die, die Ihn durchbohrt haben, werden Ihn sehen.
In der Apostelgeschichte hat Lukas Jesu Himmelfahrt schriftlich festgehalten. Jesus scharte seine Apostel für einige letzte Anweisungen um sich. „Und als er dies gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm Ihn auf von ihren Augen weg. Und als sie unverwandt zum Himmel blickten, während er dahinfuhr, siehe, da standen zwei Männer in weißer Kleidung bei Ihnen, die sprachen: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr hier und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg in den Himmel aufgenommen worden ist, wird in derselben Weise wiederkommen, wie ihr Ihn habt in den Himmel auffahren sehen!“ (Apg. 1, 9-11). Den Anblick der Himmelfahrt Jesu erlebten die Apostel so, wie wenn wir ein Flugzeug starten sehen. In der gleichen Weise wie ein Flugzeug von der Erde abhebt und plötzlich hinter den Wolken verschwindet, so geschah es mit Jesus in der Gegenwart der elf Männer aus Galiläa. Und so wie ein Flugzeug plötzlich durch die Wolken stößt und sichtbar wird, so wird auch Christus, wenn er wiederkommt, durch die Wolken stoßen und plötzlich für uns alle sichtbar werden.
Paulus fügt zu unserer Information noch hinzu: „bei der Offenbarung des Herrn Jesus vom Himmel her mit den Engeln seiner Macht, in flammendem Feuer“ (2. Thess. 1, 7-8). Wenn Jesus sichtbar werden wird – offenbart werden wird -, wird er mit seinen mächtigen Engeln in flammendem Feuer sein.
Wenn Jesus wieder kommt, wird das nicht im Verborgenen geschehen. Es wird so vor sich gehen, dass jeder es bemerkt. Wenn er durch die Wolken stößt, wird Ihn jeder sehen, selbst die, welche Ihn durchbohrt haben.
Jesus stellt in Matthäus 24, 35-44 klar, dass niemand den Tag oder die Stunde seines Kommens kennt; Er wird kommen wie ein Dieb in der Nacht. Weder die Engel im Himmel, noch der Sohn selbst kennen die Stunde seiner Wiederkunft.
Ich finde es immer interessant, dass Menschen stets wissen wollen, wann Jesus wieder kommt. Die Bibel gibt uns Antworten auf viele Fragen: Was muss ich tun, um errettet zu werden? Auf welche Weise soll ich leben? Soll ich im Werk des Herrn mit einer Ortsgemeinde zusammen arbeiten? Doch es gibt eine Frage, auf die uns die Bibel keine Antwort gibt: Wann kommt Jesus wieder? Na, welche Frage möchte jeder beantwortet haben? Du ahnst es. Wann kommt Jesus wieder? Jesus selbst wusste nicht, wann Er wieder kommt. Niemand kennt die Zeit seines Kommens!
„Um jenen Tag aber und die Stunde weiß niemand, auch die Engel im Himmel nicht, sondern allein mein Vater.“ (Matth. 24, 36). „Von den Zeiten und Zeitpunkten aber braucht man euch Brüdern nicht zu schreiben. Denn ihr wisst ja genau, dass der Tag des Herrn so kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. Wenn sie nämlich sagen werden: »Friede und Sicherheit«, dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen.“ (1. Thess. 5, 1-3).
Einige haben den falschen Eindruck erweckt, die ersten Christen z. B. Paulus hätten die Rückkehr des Messias sehr kurzfristig, nachdem die Gemeinde gegründet wurde erwartet. Als die Rückkehr dann ausblieb, hätten sie allmählich ihre Schilderung geändert. Jedoch stellt Paulus im 2. Brief an die Thessalonicher klar (dies ist eines der ältesten Bücher des Neuen Testaments), dass er wusste – und er wollte, dass Christen dies verstehen – , der Herr würde nicht wiederkehren, bis der generelle Abfall oder die Apostasie vom wahren Glauben da war. „Wir bitten euch aber, ihr Brüder, wegen der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus und unserer Vereinigung mit ihm Lasst euch nicht so schnell in eurem Verständnis erschüttern oder gar in Schrecken jagen, weder durch einen Geist, noch durch ein Wort, noch durch einen angeblich von uns stammenden Brief, als wäre der Tag des Christus schon da. Lasst euch von niemand in irgendeiner Weise verführen! Denn es muss unbedingt zuerst der Abfallkommen“ (2. Thess. 2, 1-3).
Schließlich wurden wir auch von Jesus gewarnt: „Siehe, ich komme wie ein Dieb! Glückselig ist, wer wacht und seine Kleider bewahrt, damit er nicht entblößt einhergeht und man seine Schande sieht“ (Off. 16, 15). Jesus warnt uns, Er kommt wie ein Dieb und Er möchte, dass wir bereit sind.
Im nächsten Abschnitt geht es weiter mit Punkt E: „Bei seiner Wiederkunft werden alle Toten auferstehen“
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