Die Neuapostolische Kirche muss sich viel Kritik gefallen lassen, ist diese berechtigt und legitim? Dieser Frage gehen wir aus einem biblischen Blickwinkel heraus nach. Kommt das Wort Kritik in der Heiligen Schrift vor?
Mit diesem Artikel möchte ich noch einmal das Thema Kritik in der Neuapostolischen Kirche und ob sie legitim ist aufgreifen. Immer noch herrscht bei den meisten Neuapostolischen die Meinung vor, Kritik an der Kirche, an der Organisation oder an der Lehre sei nicht gut und notwendig. Der Stammapostel und die Apostel bemühen sich ebenfalls um dieses Thema und geben den Gläubigen entsprechende Ratschläge. Im Folgenden möchte ich eine biblische Sicht in Bezug auf Kritik darlegen. Doch bevor ich damit beginne, möchte ich mich noch einmal kurz vorstellen, für die, die mich noch nicht kennen.
Ich war 32 Jahre Mitglied der Neuapostolischen Kirche und wurde in diese Gemeinschaft hineingeboren. So habe ich intensiv an Lehre und Ausübung dieses Glaubens teilgehabt. Ich wurde von der Neuapostolischen Kirche gelehrt, keine Fragen zu stellen und jedwede Kritik im Keim zu ersticken. Gott griff in mein Leben ein und so begann ich nach dem Willen GOTTES und der Wahrheit zu fragen. Ich begann die Bibel zu lesen und festzustellen, dass die Lehren der Neuapostolischen Kirche oft nicht mit der Botschaft des Wortes Gottes übereinstimmen. Eines Tages entschied ich mich, dem Herrn Jesus ganz nachzufolgen, und in dieser Konsequenz musste ich mich dazu entschließen, den Aposteln der Neuapostolischen Kirche und ihren Lehren, nicht mehr nachzufolgen.
Aus der Sorge und Liebe um die Menschen in dieser Kirche und nicht zuletzt aus Sorge um meine Verwandten, die zumeist auch in dieser Kirche sind, ist diese Website entstanden. Auf dieser Website möchte ich aufzeigen, warum ich nicht mehr an die Apostel der Neuapostolischen Kirche, ihre Lehren und den Stammapostel glaube. Ich möchte darauf hinweisen, warum es wichtig ist, diese Lehre zu überprüfen, zu hinterfragen und Konsequenzen zu ziehen und nicht zuletzt, welche Alternative existiert. Es geht nicht um die Reformation und Erneuerung einer ganzen Gemeinschaft, sondern ganz persönlich um jede einzelne Seele.
Möge der Herr das menschlich unvollkommene dieser Website in den Herzen der Leser ergänzen und korrigieren, möge er jeden einzelnen beim Lesen dieser Website reich segnen.
Nun möchte ich aufzeigen, warum es notwendig und erlaubt ist, jede Lehre, auch die der Neuapostolischen Kirche, auf ihren Wahrheitsgehalt hin und ihren Bezug zur Bibel zu überprüfen. Aus neuapostolischer Sicht wäre jemand, der als Zeuge Jehova, als Mormone oder als Angehöriger einer anderen Glaubensgemeinschaft zur Welt gekommen wäre, verloren, würde er nicht die Lehre seiner Gemeinschaft hinterfragen. Aus neuapostolischer Perspektive müsse er sich schließlich zur neuapostolischen Lehre bekehren. Denn nur in der Neuapostolischen Kirche gibt es ja Sündenvergebung durch Apostel, die Spendung des Heiligen Geistes durch Apostel und damit die grundsätzlichen Voraussetzungen zur Teilnahme an der ersten Auferstehung, das Glaubensziel neuapostolischer Glaubenslehre.
Warum sollte also ein Neuapostolischer nicht genauso handeln wie man es Nicht-Neuapostolischen empfiehlt? Ja, aber die Neuapostolische Kirche ist ja die richtige Kirche, wird man vielleicht antworten. Genau dies aber glauben auch die anderen von sich. Wenn also die neuapostolische Glaubenslehre biblisch und wahr ist, dann braucht sie auch eine Überprüfung unter dem geschriebenen Worte Gottes nicht zu fürchten. Der Glaube würde nur noch fester, die Freude größer und die Hingebung intensiver.
Vor einiger Zeit, als die Neuapostolische Kirche in den Medien von außen und von prüfenden Mitgliedern von innen sehr unter Beschuss geriet, sah sich der Stammapostel Richard Fehr zu einer Stellungnahme veranlasst. Er predigte am 17.3.1991 im Gottesdienst in Aarau: „Das Wort Kritik steht nirgends in der Bibel. Also hat es bei uns im Werk Gottes auch nichts zu suchen“. Die Neuapostolische Kirche negierte also durch ihr Oberhaupt, dass Kritik an der Lehre der NAK legitim sei! Leider hat der Stammapostel, wie er im Gottesdienst erwähnte, nur seine Wortkonkordanz zurate gezogen, sonst hätte er festgestellt, dass das Wort Kritik doch in der Heiligen Schrift vorkommt.
Das Wort Kritik stammt aus dem Griechischen (kritikos) und ist demnach im Deutschen ein Fremdwort. Da die Bibel vom griechischen Urtext ins Deutsche übersetzt wurde, wurde das griechische Wort ‚kritikos‘ und die zum selben Wortstamm gehörenden Worte nicht ‚fremdwörtlich‘, sondern in ihrer Bedeutung im Deutschen mit urteilen, beurteilen, unterscheiden usw. wiedergegeben. So steht das Wort Kritik in seinen unterschiedlichen Formen (kritikos, krinate, krinein usw.) z. B. in folgenden Versen wörtlich im griechischen Urtext, ins Deutsche übersetzt mit beurteilen, urteilen, richten und bewerten: Apg 4,19; 1. Kor. 2, 13–15; 1. Kor. 10, 15; 1. Kor. 11, 13; 1. Kor. 14, 29.
Demnach kommt das Wort Kritik nicht nur im übertragenen Sinn, sondern sogar wortwörtlich in der Heiligen Schrift vor. Darüber hinaus finden wir mehrfach Begebenheiten in der Heiligen Schrift, die Kritik zum Inhalt haben. Um nur ein Beispiel zu nennen, der Apostel Paulus kritisiert das heuchlerische Verhalten des Petrus als es um die Frage des gemeinsamen Essens mit Heidenchristen geht (Gal. 2, 11 (SLT) – Gal 2:11 (ESV). Petrus kommt aber nicht auf die Idee, Paulus deshalb nicht als Apostel anzuerkennen, sondern es wird ein durchaus auch erbitterter Dialog geführt. Mit Aussagen wie „Wir lassen uns nicht auf die Anklagebank setzen“ im Gottesdienst vom 10.12.1996 in Nürtingen, unterband der Stammapostel Richard Fehr aber einen solchen Dialog.
Entgegen dessen, was die Neuapostolische Kirche lehrt, wird uns Kritik in der Bibel vielmehr als notwendig und legitim zur Reinhaltung und Korrektur der Lehre und des Verhaltens vorgestellt. Die Kritik im Sinne von Beurteilung und Bewertung wird jedem Gläubigen empfohlen, um sich vor Irrlehren und geistlichen Angriffen falscher Propheten zu schützen. So schreibt der Apostel Johannes z. B.: „Meine Lieben! Glaubt nicht jedem, der behauptet, dass er Gottes Geist hat. Prüft vielmehr genau, ob es wirklich von Gott stammt, was er sagt. Es hat in dieser Welt schon viele falsche Propheten gegeben, die alle vorgaben, im Auftrag Gottes zu reden.“ – 1. Joh. 4, 1 (SLT) In der Apostelgeschichte beschreibt Lukas: „Diese aber waren edler als die in Thessalonich; sie nahmen mit aller Bereitwilligkeit das Wort auf und untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte.“ – Apg. 17, 11 (SLT)
Und sie untersuchten täglich die Schriften, ob dies sich so verhielte! Der Bergriff Kritik wird zwar hier nicht verwendet, doch weiß man, dass Kritik eine Beurteilung ist und wie sollte man etwas beurteilen, wenn man es nicht untersucht? So schreibt der Apostel Paulus auch an die Thessalonicher: „Prüft aber alles, das Gute haltet fest!“ – 1. Thes. 5, 21 (SLT)
Eine weitere Stelle, die eindeutig dazu auffordert die Lehren derer zu prüfen, die Lehren verkünden ist: „damit ihr prüft, worauf es ankommt, damit ihr lauter und unanstößig seid auf den Tag Christi“ Phil. 1, 10 (SLT)
Kritik im Sinne von Beurteilen ist naturgemäß nicht ausschließlich negativ, eine Kritik kann durchaus positiv ausfallen. Dies geschieht täglich in vielen Kritiken in den Feuilletonseiten der Zeitungen in Bezug auf Ereignisse und Veröffentlichungen, z. B. bei Theaterdarbietungen, Konzerten oder Rezensionen.
Wir können also zusammenfassend sagen: Der Begriff Kritik kommt nicht nur in der Heiligen Schrift vor, sondern er ist ein elementarer Bestandteil der Lehre der Apostel und der Lehre Jesu. Wir sind dazu aufgefordert alles zu prüfen, was uns von Menschen entgegengebracht wird, sei es von Philosophen, von Predigern oder von Aposteln der Neuapostolischen Kirche. Mit „alles“ im 1. Thess. 5, 21 (ESV) – 1 Thes 5:21 (ESV) meint Paulus also auch seine eigene Verkündigung. Er war sich bewusst, dass er selbst in der Verkündigung nicht gegen menschliche Schwachheit gefeit war. Er fordert deswegen die Gemeinde auf, für ihn eine Kontrollinstanz zu bilden, um sicherzustellen, dass er selbst der Lehre Jesu ohne jede Abweichung folgt. Deswegen ist dieses Prüfen absolut notwendig, wenn es darum geht, Lehren zu beurteilen und herauszufinden, ob man dem richtigen, dem schmalen Weg oder dem breiten, der am Ziel vorbeiführt, folgt.
Dieses Prüfen ist allerdings unbequem, wie der schmale Weg, der steinig und unbeliebt ist. Es ist bequem, einfach so weiterzumachen und alles auf sich beruhen zu lassen, so bequem wie der breite Weg, doch wir werden auf diesem breiten Weg nicht ans Ziel gelangen. Die Neuapostolische Kirche muss sich Kritik also gefallen lassen, denn sie ist legitim und notwendig!
„Geht hinein durch die enge Pforte! Denn weit ist die Pforte und breit der Weg, der zum Verderben führt, und viele sind, die auf ihm hineingehen. Denn eng ist die Pforte und schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind, die ihn finden. Hütet euch vor den falschen Propheten, die in Schafkleidern zu euch kommen! Inwendig aber sind sie reißende Wölfe.“ – Mt. 7, 13-15 (SLT)
Woran sollen wir prüfen? An der Schrift, wie es in Apg. 17, 11 (SLT) die Christen in Beröa taten. Die Bibel ist das Wort Gottes, wahr, zuverlässig und verbindlich in allen Bereichen des Glaubens und des Lebens.
© Lutz Jusko
Foto: https://www.youtube.com/watch?v=5VgPzemo6vo&t=15s
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